[1] intransitiv, unpersönlich, gehoben, veraltend, mit einem im Akkusativ oder seltener im Dativ stehenden Personalpronomen: von jemandem so wahrgenommen, empfunden werden
[2a] reflexiv, gehoben, veraltend:hochmütig sein, überheblich sein ❬!--sich irrtümlich etwas einreden, sich etwas fälschlich vorstellen; --❭
[2b] sich als jemanden, etwas betrachten
Herkunft
bezeugt in den mittelhochdeutschen Formen dünken, dunken „scheinen, einleuchten, leuchten“, die ihrerseits dem Althochdeutschendunchen „den Anschein haben“ entstammen; im Gotischenþugkjan ebenfalls bezeugt; etymologisch verwandt mit altsächsischthunkjan,altfriesischthinka, thinzia, tinsa, angelsächsischþincan, þincean; es besteht eine Urverwandtschaft mit dem Verb denken
[1] „Mich dünkt, ich hör ein ganzes Chor / Von hunderttausend Narren sprechen.“❬ref❭Wikisource; Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen 1808. Seite 163❬/ref❭
[1] Mich deuchte, seine Majestät der Kaiser betrat den Raum.
[1] „Die gewöhnlichen Besuchsunterhaltungen dünkten ihr bald ganz unschmackhaft.“❬ref❭Wikisource; Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften. In: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden., Bd. 6, Christian Wegener, Hamburg 1948ff. Seite 378❬/ref❭
[1] „Also sagt mein Mann – das Andenken des Gerechten zum Segen – zu mir: »Glückelchen, was deucht dich, wenn wir den Jungen zu uns nehmen würden und ihn nach Danzig schicken? Ich seh ihn für einen klugen Jungen an.«“❬ref❭Wikisource; Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln, Drittes Buch, 1691-1719, Seite 73; aus dem Westjiddischen übersetzt von Bertha Pappenheim, 1910❬/ref❭
[1] „Dies wäre nun erledigt, dachte er mit einem Gefühl des Ärgers, das ihn selbst unverhältnismäßig dünkte.“❬ref❭Wikisource; Arthur Schnitzler: Traumnovelle, Kapitel 6, 1. Auflage, S. Fischer, Berlin, 1926. Seite 98❬/ref❭
[2a] „Wenn dich jemand will Weisheit lehren, so siehe in sein Angesicht. Dünket er sich noch, und sey er noch so gelehrt und noch so berühmt, laß ihn und gehe seiner Kundschaft müssig❬!-- sic --❭. Was einer nicht hat, das kann er auch nicht geben.“❬ref❭ Matthias Claudius: An meinen Sohn. Wuppertal-Barmen o.J., 3. Auflage: Verlag von Johs. Kiefel.❬/ref❭
[2b] Er dünkt sich ein Held (ungebräuchlich: einen Helden).
Sprichwörter
[1] stark veraltet: Es dünkt den Affen, er habe die schönsten Kleider oder Es dünkt den Affen, er habe die schönsten Kinder
[1] veraltet: Es dünkt mich leichter sein, in Himmel sich zu schwingen, als mit der Sünden Müh' in Abgrund einzudringen
[2] stark veraltet: Er dünkt sich weise und ist noch kaum dreimal um seine Mutter gelaufen
Die unregelmäßigen Formen deuchte, gedeucht waren ursprünglich die bevorzugten Formen der Vergangenheit beziehungsweise des Partizip II. Mit der Zeit bildete man in Anlehnung an diese Formen dünkte, gedünkt. Auch der Gebrauch von deucht im Präsens lässt sich daraufhin erklären.
Worttrennung
dün·ken, Präteritum dünkte, unpersönlich, veraltet: deuchte, P II ge·dünkt, unpersönlich, veraltet: ge·deucht
Aussprache
IPA ˈdʏŋkŋ̩, ˈdʏŋkn̩, Präteritum ˈdʏŋktə, unpersönlich, veraltend: ˈdɔɪ̯çtə, P II ɡəˈdʏŋkt, unpersönlich, veraltend: ɡəˈdɔɪ̯çt