Bedeutungen
- [1] intransitiv: durch verschiedene Einflüsse an Gewicht oder Volumen verlieren oder verlieren lassen
- [2] mit an: jemanden schwächen
- [3] mit von:
- [a] sich von etwas ernähren
- [b] übertragen: überleben
- [c] übertragen: sich an schönen Erinnerungen erfreuen, Kraft daraus ziehen
- [4] intransitiv, transitiv, veraltet: essen und trinken (in Anlehnung an die Wortgeschichte ist davon auszugehen, dass zunächst nur das Zerreißen des Fleisches beim Essen erfasst war❬ref name="Pfeifer"❭, „zehren“, Seite 1596❬/ref❭)
- [5] transitiv, veraltet: verdauen
- [6] veraltet: fressen (bei Tieren)
- [7] veraltet: verbrauchen
- [8] veraltet, Gaunersprache: betteln, erpressen
Herkunft
- Das nur im Deutschen und im Niederländischen vorkommende Verb stammt gemeinsam mit dem mittelhochdeutschen zeren oder zern ‚leben, essen, verbrauchen, vernichten, zerreißen‘, dem altsächsischen terian ‚verzehren‘, dem mittelniederdeutschen und mittelniederländischen tēren ‚verzehren‘ und dem niederländischen teren ‚sich ernähren‘ als jüngere j-Bildung von dem zur Zeit des Mittelhochdeutschen untergegangenen starken Verb zeran ‚streiten, einen Kampf beenden‘ ab. Weitere verwandte Vorformen sind das mittelhochdeutsche zerzern ‚zerreißen‘, das altenglische teran und das gotische distairan und gatairan ‚zerreißen, zerstören‘. Auch das englische tear gehört zu dieser Wortfamilie. Weiterhin bestehen Verbindungen zu außergermanischen Wörtern wie dem griechischen ' ‚abhäuten, schinden, prügeln‘, dem sanskritischen ' ‚birst, sprengt, macht bersten‘ (Wurzel: ), dem litauischen dirti dir̃ti ‚zerreißen, prügeln, die Haut abziehen‘, dem altslawischen dьrati ‚schinden, reißen, schlagen‘ sowie dem russischen ' ‚laufen, reißen, zerren‘. Allesamt lassen sich diese Wörter auf die indoeuropäische Wurzel *der-, *derə- oder *drē- ‚schinden, abspalten‘ zurückführen.❬ref name="Pfeifer"❭❬/ref❭
Synonyme
- [2] entkräften, erschöpfen, schwächen
Gegenwörter
- [2] stärken
Beispiele
- [1] Dieses heiße Klima hier zehrt.
- [1] Jochen leidet an einer Krankheit, die ganz schön zehrt.
- [1] Wasser zehrt und bleicht.
- [1] Wein und Essig zehren, Bier mästet.
- [1] Der Wein zehrt im Fass.
- [2] Diese ewigen Urlaubsvertretungen im Büro zehren an mir.
- [2] Dass Lilo seit der Geburt ihrer Zwillinge keine Nacht mehr durchschlafen kann, zehrt an ihren Kräften.
- [3a] Den ganzen Winter mussten wir von unseren Vorräten zehren.
- [3a] Die Tiere, die Winterschlaf halten, müssen im Winter von ihrem Fett zehren.
- [3b] Von dem Geld, das Horst beim Müller verdient hatte, konnte er nur drei Tage zehren.
- [3c] Von dem einen Sommer, den Gaby mit Franz verbringen durfte, zehrte sie ihr ganzes Leben.
- [3c] Der alte Recke zehrt von seinem Ruhm.
- [3c] Bis wir uns wiedersehen, muss ich von meinen Erinnerungen zehren.
- [4] Wir zehrten zu Abend in einem Wirtshause.
- [4] Was zehrst du am Tag?
- [4] Wir haben ein halbes Schwein gezehrt.
- [4] Haben wir noch was zu zehren?
- [5] Das Kind zehrt sein Essen in Windeseile.
- [6] Der Ochse hat von den Blumen im Garten gezehrt.
- [7] Hast du schon wieder dein ganzes Geld gezehrt?
- [7] Im Gasthause zehre von deiner Barschaft.
- [7] Das Pferd zehrt, die Kuh nährt.
- [7] Die Krise zehrt uns das Mark aus den Beinen.
- [7] „Da sprach der Mann: »Frau, so geht’s nicht länger, daß wir hier zehren und nichts verdienen. […]«“❬ref❭Brüder Grimm: König Drosselbart, in: Kinder- und Hausmärchen, Band 1, Philipp Reclam jun. Stuttgart, S. 266, ISBN 978-3-15-030024-4❬/ref❭
Wortbildungen
-
abzehren, aufzehren, auszehren, verzehren, Zehrgeld, Zehrung
Referenzen
- [1–3] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache zehren
- [1,] Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 zehren
- [2] canoo.net zehren
- [1,] Duden online zehren
- [2] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon zehren
Quellen
Ähnliche Wörter
ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen:Seren, zerren