Joppe

 f.  Z der Joppe die Joppen

Bedeutungen

[1] (statt eines Mantels getragene) einfache, taillenlose (zumeist aus dickem Wollstoff oder Loden gefertigte) Jacke, die üblicherweise von Männern getragen wird
[2] bequeme, leichte (zumeist aus Flanell oder Loden gefertigte) Jacke für Zuhause, die üblicherweise von Männern getragen wird
Herkunft
In der Ḥadīṯ-Literatur – Sammlungen angeblicher Handlungen und Aussprüche des Propheten Muḥammad – wird im 9. Jahrhundert berichtet, der Prophet habe einst eine ❬ref❭, Stichwort »«, Seite 371 (Digitalisat, ZIP: 474 MB, ).❬/ref❭❬ref❭, Stichwort »«, Seite 163.❬/ref❭ getragen❬ref name="Tazi257"❭, Stichwort »Joppe«, Seite 257.❬/ref❭, deren Ärmel so eng waren, dass er Schwierigkeiten hatte, die rituelle Waschung zu vollziehen.❬ref❭, Seite 109–110.❬/ref❭ Das ist insofern merkwürdig, als die in der Folgezeit ähnlich wie der Kaftan als ein langes, vorne offenes Gewand beschrieben wird, das aber weite (nicht enge!) Ärmel hat❬ref name="EI"❭Y. K. Stillman: LIBĀS. In: .❬/ref❭.❬ref name="Unger110"❭, Seite 110.❬/ref❭ Die im Zusammenhang mit der Muḥammads erwähnte Herkunft „aus Šām“ (vergleiche Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, ⅬⅥ, 90 sowie ⅬⅩⅩⅦ, 30)❬ref name="EI"/❭ lässt darauf schließen, dass es ursprünglich aus Syrien❬ref name="EI"/❭ stammt❬ref name="Unger110"/❭, wenngleich vielleicht auch andere Teile des Byzantinischen Reiches in Frage kommen (vergleiche Ibn Māǧa, , ⅩⅩⅫ, 4)❬ref name="EI"/❭. Das Gewand war in den muslimischen Gebieten weit verbreitet – in Spanien beispielsweise soll es 822 durch den Sänger Ziryāb❬ref❭.❬/ref❭ aus Baġdād (siehe »Laute«) eingeführt worden sein.❬ref name="Unger110"/❭ Den arabischen Schriften des Mittelalters sowie neueren europäischen Reiseberichten (bis ins 19. Jahrhundert) ist zu entnehmen, dass die sowohl im arabischen Spanien und in Nordafrika, als auch in Syrien, Libanon und in der Türkei getragen wurde.❬ref name="Tazi257"/❭ Auch Frauen waren mit ihr gewandet❬ref name="Dozy114"❭.❬/ref❭. Sie wurde aus verschiedenen Materialien❬ref name="Dozy114"/❭ hergestellt:❬ref name="Unger110"/❭ angerauter Wollstoff, Samt sowie Seide❬ref name="Dozy114"/❭.
Auf der Pyrenäenhalbinsel findet sich seit dem 10. Jahrhundert die Form aljuba für das Portugiesische, Spanische und Altkatalanische, die aus dem Andalusischen Arabisch ❬ref❭Nach , Stichwort »*{JBB}«, Seite 88.❬/ref❭ entlehnt wurde.❬ref name="FEW58"/❭ Aus der antiken arabischen Mundart Siziliens, in der das Wort giubba ausgesprochen wurde❬ref❭.❬/ref❭, gelangt das Wort ins Italienische❬ref❭❬/ref❭ (vergleiche sizilianisches giubba eine lange, wattierte Jacke‘)❬ref name="Tazi257"/❭. Im abendländischen Europa wird das Gewand offenbar zuerst in einem Kodex (Codex Cavensis❬ref name="FEW58"❭❬/ref❭) aus Süditalien erwähnt, in dem schon vor 990 zippaJacke‘❬ref name="FEW58"/❭ und etwas später iuppa (mittelgriechisch als in Gerace 1211)❬ref❭.❬/ref❭ belegt ist.❬ref name="Unger110"/❭ Zahlreiche weitere mittellateinische und altitalienische Dialektformen lassen darauf schließen, dass das Kleidungstück und seine Bezeichnungen sich vornehmlich von Sizilien nach Norden ausgebreitet haben.❬ref name="Unger110"/❭ Ende des 12. Jahrhunderts (1188❬ref name="FEW57"❭❬/ref❭) tauchen ein altfranzösisches jupe ❬ref name="AFW"❭, Stichwort »jupe«.❬/ref❭❬ref name="FEW57"/❭, das ein ‚Männergewand (orientalischen Ursprungs)‘❬ref name="AFW"/❭ sowie ein ‚Frauengewand‘❬ref name="AFW"/❭ und ferner ein ‚ländliches Männer- oder Frauengewand‘❬ref name="AFW"/❭ bezeichnete, und ein mittelhochdeutsches schûwe langes und weites Überkleid‘❬ref❭❬/ref❭ auf; etwas später folgen mittelhochdeutsche Formen wie schoube ❬ref❭❬/ref❭, joppe ❬ref❭❬/ref❭, gippe ❬ref❭❬/ref❭ und andere.❬ref name="Unger110"/❭ In den folgenden Jahrhunderten scheinen sich Art der Kleidung und Bezeichnung ausdifferenziert zu haben.❬ref name="Unger110"/❭ Mit den Wortformen auf sch- wurde ein langes, vorne offenes mantelartiges Kleidungsstück bezeichnet, das oft aus teuren Stoffen hergestellt war.❬ref name="Unger110"/❭ Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die frühneuhochdeutsche schaube (vergleiche neuhochdeutsch »Schaube«), vielfach mit Pelz besetzt, zum Modegewand, das auf zahlreichen Bildern beispielsweise von Humanisten und Reformatoren zu sehen ist und das in abgewandelter Form auch Frauen trugen.❬ref name="Unger110"/❭ Aus ihm haben sich die verschiedenen Amtstrachten von Pastoren, Richtern und Professoren entwickelt. Die Formen auf j- dagegen standen im allgemeinen für ein Kleidungsstück❬ref name="Unger110"/❭, das zu einem langen Wams, also einer Art Weste geworden war❬ref name="Unger111"❭, Seite 111.❬/ref❭. Es war oft aus grobem Stoff und wurde von Bauern und Mägden getragen.❬ref name="Unger111"/❭ Seine heutige Beudeutung, nun nur noch als Kleidungsstück für Männer, erhielt es im 19. Jahrhundert.❬ref name="Unger111"/❭
Verkleinerungsformen
[1,] Jöppchen
Oberbegriffe
[1,] Jacke
Unterbegriffe
[1,] Herrenjoppe, Lederjoppe, Lodenjoppe, Pelzjoppe, Trachtenjoppe, Wattejoppe
[2] Hausjoppe
Beispiele
[1] Du solltest deine Joppe anziehen: Es ist ganz schön kalt.
[1] „Tadeusz war ein stämmiger Mann; er trug eine Joppe mit Fischgrätenmuster, eine Ballonmütze mit versteiftem Pappschild, sein Gesicht war breitwangig, und seine Bewegungen waren ruckartig und abrupt wie die Bewegungen eines Eichhörnchens.“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „Er hatte die alte Joppe übergezogen, die ihm schon lange nicht mehr paßte.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Joppen und Janker unterscheiden sich in der Rumpflänge. Eine Joppe hat die Rumpflänge des klassischen englischen Sakkos, ein Janker hingegen ist am Rumpf so kurz geschnitten, wie die Ärmel lang sind.“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „Kein Zeichen von üppiger Lebensweise, gekleidet mit graugrünen Hosen und einer entsprechenden Joppe, verarbeitet aus Uniformteilen des deutschen Heeres und einer Mütze, die lebhaft an die Kopfbedeckung eines Afrikakämpfers erinnert, macht er einen äußerst bescheidenen Eindruck.“❬ref❭.❬/ref❭
[2] „Der ſilberhaarige Brandes tritt auf den niederen Balkon — in einer Joppe, die Pfeife im Mund, das Bild unbefangenſter Gemütlichkeit.“❬ref❭.❬/ref❭
[2] „Sebastian stand in seiner Joppe im Zimmer.“❬ref❭.❬/ref❭
Charakteristische Wortkombinationen
[1,] eine derbe, wollene Joppe; eine Joppe ablegen, anziehen;

Referenzen

[1,] , Seite 908.
[1,] Duden online http://www.duden.de/rechtschreibung/
[1,]
[1] Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Suche/
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache http://www.dwds.de/?qu=
[1] The Free Dictionary http://de.thefreedictionary.com/
[*] canoo.net http://www.canoo.net/?lookup=caseSensitive
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikon http://wortschatz.uni-leipzig.de/cgi-bin/wort_www.exe?site=1&Wort=
[*]
Quellen

Substantiv, f

Kasus Singular Plural
Nominativ Joppe Joppen
Genitiv Joppe Joppen
Dativ Joppe Joppen
Akkusativ Joppe Joppen

Nebenformen

Jobs, Juppe
Worttrennung
Jop·pe, Jop·pen
Aussprache
IPA ˈjɔpə, ˈjɔpn̩ ~ ˈjɔpm̩
Hörbeispiele: , ~
Reime -ɔpə
Betonung
Jọppe

zählbar

Kasus Singular Plural
Nominativ die Joppe die Joppen
Genitiv der Joppe der Joppen
Dativ der Joppe den Joppen
Akkusativ die Joppe die Joppen
单数 复数