Witwenschüttler

Z

Bedeutungen

[1] sondersprachlich (Jargon der Journalisten) salopp: Journalist (vor allem ein Boulevardjournalist), der nach einem tragischen Unfall oder Verbrechen den betroffenen Angehörigen auflauert und/oder nachstellt, um ihnen Äußerungen zu entlocken in Hoffnung auf sensationelle Enthüllungen; auch die Presseanstalt, deren Publikationen sich häufig auf Witwenschütteln stützen
Herkunft
Ableitung (Nomen agentis) zum Substantiv Witwenschütteln, seinerseits eine Ableitung (Substantivierung) der Wendung Witwen schütteln durch Zusammenrückung
Weibliche Wortformen
[1] Witwenschüttlerin
Oberbegriffe
[1] Journalist
Beispiele
[1] „‚Witwenschüttler‘ nannte man früher in der Branche sensationsgierige Reporter, die aus den Opfern von Verbrechen und ihren Angehörigen auch noch die verborgenste menschliche Regung hervorzuholen versuchen.“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „Souveräner lösen die Witwenschüttler ihre Aufgabe. Während das Haus noch quälmt, ist Bild schon dran an den Hinterbliebenen und kann seinen Lesern tags darauf Privataufnahmen der Toten bieten.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Er braucht kritische Köpfe und keine Krawallschreiber. Keine Witwenschüttler oder Sargdeckelöffner.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Ich denke, den typischen Boulevardjournalisten, den Sie jetzt meinen, das ist der Sargdeckelaufklapper oder der Witwenschüttler.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Wer das Fernsehgerät einschaltet, den Radioknopf drückt, oder die Auslagen am Zeitungskiosk studiert, meint, er habe es dabei immer mit Journalisten zu tun. Doch das ist Vergangenheit. In den Medien tummeln sich viele - Schlüssellochreporter, Witwenschüttler, Busenwunder, Werbefuzzis und Wahrheitssucher.“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „Sofort ergossen sich kübelweise Wut und Häme über die «zynischen Auflagenmacher», das Image der skrupellosen «Sargdeckel-Öffner» und «Witwenschüttler» schien sich zu bestätigen.“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „ Und dass nun die Journalistenkollegen wieder vermehrt als ‚Witwenschüttler‘ im Einsatz sind, macht sie auch nicht beneidenswert. (‚Witwenschüttler‘ werden im Jargon Reporter genannt, die Hinterbliebenen emotionale Zitate entlocken und dabei tränenreiche Bilder schiessen.)“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „Die Witwenschüttler, die mit Heuchelei und Zynismus bei den Hinterbliebenen Fotos von Opfern besorgen, die Bluthunde, die mit Kameras zur nächsten Massenkarambolage eilen und Großfeuer wegen der Bilder schätzen – das alles gehörte immer schon zu dem weiten Berufsfeld.“❬ref❭❬/ref❭
[1] „Wir dürfen es den Kollegen nicht übel nehmen, dass sie nicht am selben Tag ausgezeichnet werden wollen, wie eine Zeitung, die gemeinhin als ‚Witwenschüttler‘ bezeichnet wird.“❬ref❭.❬/ref❭
[1] „Wer darauf hinweist, und sei es nur in Andeutungen, wie Hans Leyendecker bei seiner Ablehnung des zweiten Investigativpreises oder deutlicher wie taz-Chefredakteurin Ines Pohl, die von ‚Witwenschüttlern‘ sprach und dafür auf der Bühne ausgepfiffen wurde, isoliert sich damit in der Branche, gilt als gestrig – die Bild-Kusch(l)er haben die Meinungsführerschaft übernommen:[…].“❬ref❭.❬/ref❭

Referenzen

Quellen

Substantiv, m

Kasus Singular Plural
Nominativ Witwenschüttler Witwenschüttler
Genitiv Witwenschüttlers Witwenschüttler
Dativ Witwenschüttler Witwenschüttlern
Akkusativ Witwenschüttler Witwenschüttler

Worttrennung

Wit·wen·schütt·ler, Wit·wen·schütt·ler
Aussprache
IPA ˈvɪtvn̩ˌʃʏtlɐ, ˈvɪtvn̩ˌʃʏtlɐ
Hörbeispiele: ,