Abelmoschus

 m.  Z

Bedeutungen

[1] Botanik: zu den Malvengewächsen (Malvaceae) gehörende tropische, strauchartige Pflanze, deren Samenkörner nach Moschus riechen und die deshalb häufig als Räucherwerk benutzt werden
Herkunft
Dem deutschen Wort liegt höchstwahrscheinlich der vulgärarabische Begriff zugrunde.❬ref name="Osman"❭, Seite 19.❬/ref❭❬ref name="Genaust"❭, Stichwort »Abelmóschus«, Seite 31.❬/ref❭ Der Begriff ist eine für das Vulgärarabische typische Verbindung aus einem Substantiv im Status constructus (❬ref❭, Stichwort »«, Seite 223.❬/ref❭❬ref❭, Stichwort »Korn«, Seite 705.❬/ref❭) und einem weiteren Substantiv (❬ref❭, Stichwort »«, Seite 1200.❬/ref❭❬ref❭, Stichwort »Moschus«, Seite 841.❬/ref❭), die die Funktion eines Kompositums (Determinativkompositums) erfüllt.❬ref name="ZrP"❭Elke Grab-Kempf: Reflexe von arabischen ḥabb-Bildungen botanischer Bezeichnungen in den iberoromanischen Sprachen und im iberischen Mittellatein. In: Günter Holtus, Wolfgang Schweickard (Hrsg.): Zeitschrift für romanische Philologie. Band 122, Heft 3, Heidelberg 2006, (Print), (Online), , Seiten 417–444.❬/ref❭❬ref name="Genaust"/❭
Die Anzahl der Bildungen botanischer Bezeichnungen im Arabischen, so auch im Hispanoarabischen, die mit den Konstituenten und ❬ref❭, Seite 223–224.❬/ref❭ gebildet wurden, ist beträchtlich.❬ref name="ZrP"/❭ Die Entlehnung arabischer botanischer Bezeichnungen dieses Typs in die mittelalterlichen iberoromanischen Sprachen und ins Mittellateinische erfolgte einerseits in den diversen Übersetzerschulen im Bereich der ganzen Iberoromania, andererseits durch das Jahrhunderte währende Zusammenleben von Mauren und Romanen.❬ref name="ZrP"/❭
Im spezifischen Fall ist es jedoch aus Mangel an entsprechenden Belegen bis heute ungeklärt, wann genau und in welche romanische Sprache der arabische Begriff anfänglich gelangte.❬ref name="Arveiller"❭Raymond Arveiller: Addenda au FEW XIX (Orientalia). In: Max Pfister (Hrsg.): Zeitschrift für romanische Philologie. Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie. Band 298, Niemeyer, Tübingen 1999, ISBN 978-3-484-52298-5, Stichwort »ḥabb al-misk«, Seite 135–136.❬/ref❭ Die modernen iberoromanischen Formen sind erst spät belegt: portugiesisch abelmosco (1844)❬ref name="Cunha"❭Antônio Geraldo da Cunha: Dicionário etimológico Nova Fronteira da língua portuguesa. 2ª edição revista e ampliada, Editora Nova Fronteira, Rio de Janeiro 1986, ISBN 85-209-0846-2, Seite 3.❬/ref❭, spanisch abelmosco (1859)❬ref❭Joan Corominas: Breve diccionario etimológico de la lengua castellana. 1ª edición, Editorial Gredos, Madrid 1973, ISBN 84-249-1331-0, Seite 20.❬/ref❭, katalanisch abelmosc (1905)❬ref❭Antoni Maria Alcover, Francesc de Borja Moll: Diccionari català-valencià-balear. Inventari lexicogràfic i etimològic de la llengua catalana en totes les seves formes literàries i dialectals. Volum 1, Editorial Moll, Palma de Mallorca 1993, ISBN 84-273-0387-4 (Volum 1), ISBN 84-273-0025-5 (Obra completa), Seite 25. (Stichwort gekürzt online abrufbar unter http://dcvb.iecat.net/results.asp?Word=abelmosc&Id=393&search=abelmosc.)❬/ref❭.❬ref name="ZrP"/❭ Die Formen basieren auf älterem neulateinisch abelmosch (1623)❬ref❭Caspar Bauhin: ΠΙΗΑΞ THEATRI BOTANICI. Sumptibus & typis Ludovici Regis, Basileæ Helvet 1623, Seite 317. (Scan der Erstauflage abrufbar unter http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=ucm.5327358767;q1=ALCEA;start=1;size=100;page=root;view=image;seq=337;num=x.)         „Abelmosch Ægyptiorum, sive Abutilon Avicennæ, Ponæ ital. / Belmuscus Ægyptiorum nomine ex Creta ab Honorio Belliaccepimus.“❬/ref❭, auch in der Form belmuscus (1650)❬ref❭Johann Bauhin: HISTORIA PLANTARVM VNIVERSALIS NOVA ET ABSOLVTISSMIA CVM CONSENSV ET DISSENSV CIRCA EAS. Tomvs II, Ebroduni, [ohne] 1650, Seite 950. (Scan des Kapitelabschnitts der Erstauflage ist online abrufbar unter http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=ucm.5325114316;seq=990;size=100;view=image.)         „Misit nobis Insignis Medicus Honorius Bellus ex Cydonia Cretæ semina pulchra ad Bamiam nonnihil accedentia[…] Mitto semen plantæ cuiusdam quæ in Aegypto Belmuscus vocatur,[…]“❬/ref❭ bezeugt❬ref name="Arveiller"/❭, dessen heutige Form jedoch neulateinisch abelmoschus lautet.❬ref name="ZrP"/❭
Es scheint so, dass das Samenkorn und seine Bezeichnung den abendländischen Gelehrten durch die Schriften des Arztes Vicence Onorio Belli (Honorius Bellus) bekannt wurden.❬ref name="Arveiller"/❭ Dieser war auf Kreta ansässig, erhielt regelmäßig Heilpflanzen und -kräuter aus Ägypten, kannte nachweislich ihre einheimischen Bezeichnungen und beherrschte wahrscheinlich genug Arabisch, um diese womöglich selbst übersetzen zu können.❬ref name="Arveiller"/❭ Er korrespondierte mit dem niederländischen Gelehrten Charles de l’Écluse (Carolus Clusius), der wiederum Briefe Bellis in seinem 1601 in Antwerpen veröffentlichten Werk »RARIORVM PLANTARVM HISTORIA« abdruckte (siehe besonders den Brief vom 15. Februar 1596, cccvi).❬ref name="Arveiller"/❭ Unter den Korrespondenten Bellis befand sich ebenfalls Giovanni Pona, der bereits in dem vollständigen Titel seines 1608 erschienenen Werkes »PLANTÆ« Belli erwähnt❬ref❭Giovanni Pona: PLANTÆ SEV SIMPLICIA VT VOCANT, QUÆ IN BALDO MONTE, ET IN VIA AB VERONA AD Baldum reperiuntur: Cum Iconibus, & nominibus aliarum quamplurimarum, quæ à nulloantè sunt observatæ: à JOANNE PONE PHARMACOPAEO VEROnensi repertæ, & editæ. SECUNDA EDITIO. Cuiadditæ sunt nonnullæ stirpes insignes, ab ❬tt❭Honorio Bello Vicetino❬/tt❭ in Creta observatæ. Apposita etiam est disceptatio DE AMOMO VETERUM habita à Clarissimo ❬tt❭Nicolao Maronea❬/tt❭, Medico & Phil. Veronensis unà cum legitimi Amomi racemi Icone. Sumptibus Lazari Zetzneri, Basileæ 1608. (Scan des Titelblatts der Erstauflage online abrufbar unter http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=ucm.532735822x.)❬/ref❭ und in dem zahlreiche Ausführungen und Skizzen Bellis in lateinischer Sprache abgedruckt wurden; jedoch wurden nirgends Wortformen erwähnt, die sich auf den arabischen Begriff zurückführen ließen.❬ref name="Arveiller"/❭ Dies ist erst wenig später in einem weiteren 1617 in italienischer Sprache verfassten Werk Ponas namens »MONTE BALDO DESCRITTO DA GIOVANNI PONA VERONESE« der Fall, in dem es heißt: „ABELMOSCH DE GLI EGITTII, ouero Abutilo d’Auicenna“❬ref❭Giovanni Pona: MONTE BALDO DESCRITTO DA GIOVANNI PONA VERONESE. Appresso Roberto Meietti, Venetia 1617, Seite 29. Zitiert nach .❬/ref❭.❬ref name="Arveiller"/❭❬ref name="ZrP"/❭ Die etymologische Herleitung von italienisch abelmosch bereitet jedoch Schwierigkeiten, da das -o- eine andere Ausgangsform als verlangt.❬ref name="ZrP"/❭ So leiten einige Quellen❬ref❭, Stichwort »762. Ar. ḥabb«, Seite 60.❬/ref❭❬ref❭José Pedro Machado: Influência Arábica no Vocabulário Português. Volume I, Editorial de Alvaro Pinto (Revista de Portugal), Lisboa 1958, Seite 27.❬/ref❭❬ref❭Joan Corominas, José A. Pascual: Diccionario crítico etimológico castellano e hispánico. Volumen I: A-ca, Editorial Gredos, Madrid 1980, ISBN 84-249-1362-0, Seite 13.❬/ref❭❬ref name="Cunha"/❭❬ref❭José Pedro Machado: Vocabulário Português de Origem Árabe. Editorial Notícias, Lisboa 1991, ISBN 978-972-460-557-9, Seite 20–21.❬/ref❭❬ref❭Federico Corriente: Diccionario de arabismos y voces afines en iberorromance. 2ª edición, 1ª impresión, Editorial Gredos, Madrid 2003, ISBN 84-249-2396-0, Seite 75.❬/ref❭ es aus der bis dato im Arabischen nirgends belegten Form *ḥabb al-musk her.❬ref name="ZrP"/❭ Zwar ist diese Form bei zwei weiteren Quellen❬ref❭Reinhart Pieter Anne Dozy: Supplément aux dictionnaires arabes. Tome Premier, Librairie du Liban, Beyrouth 1981, Seite 241. (Neuauflage der 1881 in Leiden bei E. J. Brill erschienen Erstauflage.)❬/ref❭❬ref❭Reinhart Pieter Anne Dozy, Willem Herman Engelmann: Glossaire des mots espagnols et portugais dérivés de l’arabe. Séconde édition révue et très-considérablement augmentée, E. J. Brill, Leyde 1869, Seite 31. (Online abrufbar unter http://www.archive.org/.)❬/ref❭ — auf denen sich wohl die zuvor genannten stützen — aufgeführt, jedoch ohne Beleg ihrer ehemaligen Existenz.❬ref name="ZrP"/❭ Einer anderen Quelle zufolge kann es sich sehr wohl um eine Entlehnung des arabischen Begriffs handeln, den Pona an die von ihm verwendete Form für ‚Moschusitalienisch mosco (ältere dialektale Formen waren unter anderem moscho , mosch und mosc ) adaptiert habe, die selbst auf einem hellenisierten Latein basiert (vergleiche spätgriechisch ' und lateinisch muscus ❬ref name="Genaust"/❭).❬ref name="Arveiller"/❭❬ref name="ZrP"/❭ Das Wort gelangte letztlich über das Fachlatein der Botaniker in die anderen iberoromanischen Sprachen.❬ref name="ZrP"/❭
Eine andere Herleitung vertreten die deutschen Wörterbücher des Duden❬ref❭, Seite 81.❬/ref❭❬ref❭, Seite 31.❬/ref❭❬ref❭Duden online Abelmoschus❬/ref❭ und des Wahrig❬ref❭, Seite 18.❬/ref❭, die dem italienischen Erstbeleg den arabischen Begriff ❬ref❭, Stichwort »«, Seite 3 sowie Stichwort »«, Seite 1200.❬/ref❭❬ref❭, Stichwort »Moschus«, Seite 841 sowie Stichwort »Vater«, Seite 1287.❬/ref❭ zugrunde legen wollen.❬ref name="ZrP"/❭ Die Beleglage im Arabischen sowie semantische und formale Erwägungen sprechen aber zugunsten der Annahme einer Ausgangsbasis aus vulgärarabisch .❬ref name="ZrP"/❭❬ref name="Genaust"/❭
Das Wort ist im Deutschen seit Mitte des 18. Jahrhunderts❬ref❭Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges UNIVERSAL LEXICON Aller Wissenschafften und Künste. Erster Band: A — Am. Halle/Leipzig 1732, Stichwort »Abel-Mosch«, Seite 93–94. Zitiert nach http://www.zedler-lexikon.de/.❬/ref❭❬ref❭Ludwig Julius Friedrich Höpfner: Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften von einer Gesellschaft Gelehrten. Erster Band: A — Ar. Varrentrapp Sohn und Wenner, Frankfurt am Mayn 1778, Stichwort »Abelmosch, Abelmoschstaude, Abelmoschsaamen«, Seite 18. Zitiert nach .❬/ref❭❬ref❭Johann Gottfried Haas: Neues Teutsches und Französisches Wörterbuch der Jugend zum Gebrauch bequem eingerichtet. Erster Band: A bis K. Schwickertscher Verlag, Leipzig 1786, Stichwort »Abelmosch«, Seite 10. Zitiert nach .❬/ref❭❬ref❭❬/ref❭❬ref❭Joachim Heinrich Campe: Wörterbuch der deutschen Sprache. Erster Theil: A — bis — E. Schulbuchhandlung, Braunschweig 1807, Stichwort »Abelmosch«, Seite 11. Zitiert nach .❬/ref❭ wohl bezeugt.❬ref name="Osman"/❭
Synonyme
[1] Bisameibisch, Bisampappel, Moschuseibisch
Oberbegriffe
[1] Malvenart, Malvengewächs
Unterbegriffe
[1] Bisamstrauch (Abelmoschus moschatus (Linnaeus) Moench, Synonym: Hibiscus abelmoschus Linnaeus), Maniok-Bisameibisch (Abelmoschus manihot, Synonym: Hibiscus manihot), Okra/Rosenpappel (Abelmoschus esculentus, Synonym: Hibiscus esculentus)
Beispiele
[1] „Die Malvaceae-Gattung Abelmoschus, Abelmosch, Moschuseibisch oder Bisampappel geht in der Nomenklatur auf Friedrich Kasimir Medikus (1736-1808), seinerzeit Gartendirektor in Schwetzingen und Mannheim, zurück. Bei Linné gehörte der Abelmoschus noch zur Gattung Hibiscus.“❬ref❭Rolf Giebelmann: Kulturgeschichtliches zu Malvengewächsen. In: Prof. Dr. Torsten Arndt [Schriftleitung]: Toxichem + Krimtech. Jahrgang 29, Band 73, Heft 2, 2006, , Seite 68. Abgerufen am 22. Juni 2011 (PDF). Zitiert nach http://www.gtfch.org/cms/index.php/tk-66-75-1999-2008.Im Original sind die Wörter »Abelmosch«, »Moschuseibisch«, »Bisampappel« ebenfalls kursiv sowie das Wort »Medikus« fett gesetzt.❬/ref❭
[1] „Der Duft von Abelmoschus ähnelt sehr dem animalischen Moschusgeruch. Der große Vorteil der Duftgewinnung von Abelmoschus ist, dass nicht der aussterbende Moschushirsch im Himalaja getötet werden muss.“❬ref❭Dietrich Wabner, Christiane Beier (Hrsg.): Aromatherapie. Grundlagen · Wirkprinzipien · Praxis. 1. Auflage. Elsevier, Urban & Fischer, München 2009, ISBN 978-3-437-56990-6, Seite 226. Zitiert nach .❬/ref❭

Referenzen

[1] , Seite 81.
[1] , Seite 30–31.
[1] Duden online Abelmoschus
[1] , Seite 18.
[1]
[1] Wikipedia-Artikel Abelmoschus
[*] canoo.net Abelmoschus
[1]
Quellen

Ähnliche Wörter

Moschus

Substantiv, m

Kasus Singular Plural
Nominativ Abelmoschus Abelmoschusse
Genitiv Abelmoschus Abelmoschusse
Dativ Abelmoschus Abelmoschussen
Akkusativ Abelmoschus Abelmoschusse
thumb

Nebenformen

veraltet: Abelmosch
Worttrennung
Abel·mo·schus, Abel·mo·schus·se
Aussprache
IPA ˌaːbl̩ˈmɔʃʊs, auch: ˈaːbl̩ˌmɔʃʊs, ˌaːbl̩ˈmɔʃʊsə, auch: ˈaːbl̩ˌmɔʃʊsə
Hörbeispiele: , , ,