[1] Philosophie, Platonische Ideenlehre: die Anwesenheit, die Immanenz oder die Teilhabe der Ideen in und an den erfahrbaren Einzeldingen der Welt
[2] Theologie, Christliche Theologie: die endzeitliche Ankunft Christi (missverständlich häufig auch als Wiederkunft Christi bezeichnet)
Herkunft
von dem griechischen Substantiv παρουσία (Parusía, deutsche Bedeutungen: die Anwesenheit wie auch die Ankunft). Aus der Doppelbedeutung erklärt sich der philosophische wie theologische Gebrauch des Wortes. Parusie war seit der hellenistischen Zeit der amtliche Begriff für den Besuch eines Herrschers oder dessen Stellvertreter in einem der von ihm beherrschten Regionen. Der christliche Gebrauch des profan römisch-hellenistischen Begriffes παρουσία für die endzeitliche Ankunft Christi dagegen steht inhaltlich den alttestamentarischen und apokalyptischen Traditionen des Judentums nahe.❬ref name="HWPh"❭nach: , Band 7, Seite 159, Artikel „Parusie“❬/ref❭
Beispiele
[1] „Parusie heißt nach Plato (Phaedo, 100 c.) die Gegenwart oder Anwesenheit der Ideen in den Dingen, welche an jenen teilhaben“❬ref❭nach: Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, 1904❬/ref❭
[1] „Nichts anderes macht ein Ding schön als die Anwesenheit (Parusie) eben jenes Schönen, oder die Gemeinschaft … mit ihm, oder wie immer man dies nun nennen will“❬ref❭nach: Platon: Phaedo, 100 c. d.; zitiert nach Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 7, Seite 159, Artikel Parusie❬/ref❭
[2] Die Ableitung des Begriffes der Parusie aus dem griechisch-römischen Kulturkreis kann als absolut gesichert gelten, da dieser Begriff aus den älteren Paulusbriefen (1. Thess. und 1. Kor.), aus den katholischen Briefen (Jak.; 2. Petr.; 1. Joh.) und aus dem Matthäusevangelium im Alten Testament kein Vorbild hatte und in der jüdisch-hellenistischen Literatur kaum vorkam.❬ref name="HWPh"/❭